Der Alexandriner ist eine jambische Versform mit 12 bzw. 13 Silben. Eine besonders herausstechende Besonderheit des Alexandriners ist die Zäsur in der Mitte des Verses.
Der Alexandriner hat eine sehr feste und auch besonders prägnante Form. Daher eignet sich diese Gedichtform besonders für einen Sinnspruch oder die Formuiierung eines Paradox – das dann aus zwei aufeinanderfolgenden Alexandrinern besteht.
Ursprünglich kommt der Alexandriner aus Frankreich, wo er im 12. Jahrhundert in Epen für Alexander den Großen entwickelt wurde und seinen Namen bekam.
In Deuschland wurde diese Gedichtform dann im 17. Jahrhundert sehr beliebt und galt im Barock als die wichtigste Versform für die deutsche Sprache.
Auch in Goethes Faust findest du die Versform des Alexandriner und zwar in Faust II, Des Gegenkaisers Zelt.
Was ist das Besondere an einem Alexandriner?
- Der Alexandriner ist ein doppelter jambischer Viertakter.
- Er hat immer 12 oder 13 Silben – je nach Endreim (Kadenz)
- Endet der Vers mit einem Reimwort männlicher Kadenz – letzte Silbe betont – hat der Vers 12 Silben.
- Endet ein Vers mit einem Reimwort weiblicher Kadenz – letzte Silbe unbetont – hat der Vers 13 Silben.
- Als Reimform wird meist verwendet.
- der Paarreim. Dann nennt man ihn auch einen heroischen Alexandriner.
- oder ein Kreuzreim. Dann nennt man ihn auch einen elegischen Alexandriner.
- Typisch für den Alexandriner ist die deutliche Zäsur nach der sechsten Silbe. Das Markenzeichen eines Alexandriners – und für einen Dichter nicht selten eine besondere Herausforderung.
Warum Herausforderung?
Durch die feste Form wirkt diese Gedichtform schnell gewollt und steif, wenn man versucht (am Anfang fast unvermeidlich), die Regel genau einzuhalten und dabei zu viel des Guten tut.
Beispiele für Alexandriner
Wohl dem und mehr als Wohl, der weit von Streit und Kriegen
Von Sorgen, Angst und Müh, sein Vatter gut kann pflügen.
©Martin Opitz
Mensch, werde wesentlich: denn wenn die Welt vergeht,
So fällt der Zufall weg, das Wesen, das besteht.
©Anglus Silseius
Mit wélchem bíttern Schmérz, find´ ích in diéser Stúnde
Dein hóchgeheíligt Haúpt, mit Sátanás im Búnde! (…)
©Goethe, Faust, 2. Teil
Quellen
- Text: Die Deutsche Verslehre von Erwin Arndt. Das ist der Klassiker, in dem du das Handwerk der Metrik wunderbar erklärt bekommst. Und wenn du schon ein fortgeschrittener Dichter bist, hast du mit der Deutschen Verslehre ein solides Büchlein zum Nachschlagen. Ich hab meinen Arndt immer in Reichweite stehen.
- Bilder: © Foto von Deposito