Der Knittelvers ist eine viertaktische jambische oder auch trochäische Versform. Sie ist eine besonders typische Form für die mittelalterliche deutsche Dichtung. Von den Kunstkennern wurde er abschätzig als Knittelvers (unordentlich) bezeichnet. Das änderte sich dank Goethe und Schiller. Seit dem Sturm und Drang schon ist der Begriff „Knittelvers“ zu einem Ehrentitel geworden. Als Versform ohne feste Taktform eignet er sich der Knittelvers auch als Übungsfeld für Dichter in spe.
Was ist das Besondere an dem Knittelvers?
- Der Knittelvers ist ein Viertakter.
Der Knittelvers kann jambisch oder auch trochäisch sein. Vier Hebungen sind vorgeschrieben. Zwischen den Hebungen können bis zu vier Senkungen eingefügt werden.
- Der Knittelvers wird meist paarweise gereimt.
„Woher kommt das? Das will ich euch verkünden:
Das schreibt sich her von euern Lastern und Sünden.„
(Schiller, Wallensteins Lager)
- Typisch für den Knittelvers ist die freie Taktfüllung.
Vorgeschrieben sind nur die vier Hebungen. Die Anzahl der unbetonten Silben (Senkungen) zwischen den Hebungen ist nicht vorgeschrieben. Wegen der freien Taktfüllung kann die Anzahl der Silben eines Knittelvers zwischen sechs und sechzehn schwanken.
„Heisa, jucheia! Dudeldimdei!
Das geht ja hoch her. Bin auch dabei!
Ist das eine Armee von Christen?
Sind wir Türken? sind wir Antibaptisten?„
(Schiller, Wallensteins Lager)
- Was dich vielleicht auch noch interessiert zum Knittelvers
- Es sind sowohl männliche als auch weibliche Endreime (Kadenzen) zulässig.
- In Goethes Faust findest den Knittelvers gleich am Anfang. Der Auftritts-Monolog von Faust. Faust I, Nacht.
Quellen
- Text: Die Deutsche Verslehre von Erwin Arndt. Das ist der Klassiker, in dem du das Handwerk der Metrik wunderbar erklärt bekommst. Und wenn du schon ein fortgeschrittener Dichter bist, hast du mit der Deutschen Verslehre ein solides Büchlein zum Nachschlagen. Ich hab meinen Arndt immer in Reichweite stehen.
- Bilder: © Foto von Deposito