Tibullus: Ein Hohelied auf Sulpicia: “ …. Würdiger eures Gesangs findet ihr keine, wie sie.“
Tibullus verstand das Dichten einer Liebeselegie ebenso wie seine römischen Dichterkollegen. Um das Jahr Null herum, zu Zeiten des Kaisers Augustus, gab es neben ihm Tibullus, weitere große Dichter. Ovid und Horaz sind die bekanntesten. Die preisende Liebeselegie des Römers Tibullus, der schönen Sulpicia gewidmet, regt dich vielleicht zu einem ebenso preisenden Gesang deiner Geliebten an.
Sulpicia
Festlich schmückt sich, o Mars, zu deinen Kalenden die
Jungfrau,
Weißt du, was schön ist, so komm selbst vom Olymp,
sie zu schaun!
Venus wird es verzeihn; doch magst du dich, Stürmischer, ‚
hüten,
Dass vor Bewunderung dir schmählich der Schild
nicht entfällt,
Denn will Amor das Herz unsterblicher Götter ent-
zünden,
Ihr am Auge zuvor steckt er die Fackel in
Brand.
Was sie beginnt und wohin die beflügelten Schritte sie
wendet,
Heimlich zu jeglichem Tun folgt ihr die
Grazie nach.
Löst sie das Haar, o wie steht ihr so schön die entfesselte
Locke,
Schmückt sie es auf, wie verleiht würdigen Glanz ihr der
Schmuck!
Wallt sie im faltigen Purpur daher, sie setzt dich
in Flammen,
Setzt dich in Flammen, umfließt schlicht sie das
weiße Gewand.
So im hohen Olymp hat nur Vertumnus, der
sel’ge,
Tausendgestaltigen Schmuck, tausendgestaltigen
Reiz.
O dies Mädchen allein ist wert, dass reiche
Gewänder
Ihr mit köstlichem Saft doppelt der Tyrier
tränkt;
Ihr nur ziemt als Tribut, was fern der arabische
Pflanzer
Auf duftglühenden Aun sammelt an edlem
Gewürz
Oder an Perlengeschmeid aus des Ostmeers purpurner
Tiefe
Nahe dem Sonnengespann Indiens Taucher
gewinnt.
Stimmt ihr ein Lied denn an, ihr Musen, am heiligen
Neumond!
Herrlich, die Leier im Arm, führe den Reigen,
Apoll!
Segnet ihr heute das Fest und noch oft in künftigen
Jahren;
Würdiger eures Gesangs findet ihr keine, wie sie.
Quelle
Text und Bild: © Roman Love Poetry