Francesco Petrarca gilt nicht als Erfinder, wohl aber als erster Meister des Sonett. Er lebte im Italien der Frührenaissance. Seine Vorbilder waren Augustinus und Vergil. Der berühmte „Reise“ – Spruch des Augustinus aus den Confessiones soll eine Wende in seinem Leben ausgelöst haben:
Und es gehen die Menschen hin, zu bestaunen die Höhen der Berge, die ungeheuren Fluten des Meeres, die breit dahinfließenden Ströme, die Weite des Ozeans und die Bahnen der Gestirne und vergessen darüber sich selbst. (Confessiones X, 8)
Laura, die vielbesungene große Liebe seines Lebens soll eine Erfindung des Dichters gewesen sein. So zumindest belegen aktuelle überraschende Forschungsergebnisse.
Petrarca – 1304 – 1374
Sonett
Ihr, die ihr hört in manch zerstreuter Zeile
der Seufzer Ton, die mir das Herz genähret
solang der erste Jugendwahn gewähret,
da ich ein andrer war wie jetzt zum Teile:
Von jedem, der erprobt der Liebe Pfeile,
hoff’ ich, wenn ihm manch wechselnd Blatt erkläret,
wie eitles Leid und Hoffen mich verzehret,
wird nicht Verzeihn bloß, Mitleid mir zuteile.
Wohl seh’ ich jetzt, wie ich zu lange Zeiten
der Menschen Fabel war, und muß entbrennen
vor Scham, wenn ich mich mahn’ an mein Versäumen.
Und Scham ist nun die Frucht der Eitelkeiten,
und büßendes Bereu’n und klar Erkennen,
das, was der Welt gefällt, ein kurzes Träumen.
(Petrarca, übersetzt von August Wilhelm Schlegel)
Quellen
- Text: Francesco Petrarca
- Bild: Andrea del Castagno – Web Gallery of Art: Abbild Info about artwork, Gemeinfrei,