Was ist Kunst? Positionen der Ästhetik von Platon bis Danto. – Was ist Kunst – seit jeher eine hoch grundsätzliche Frage. Ideologisch – grundsätzlich und zu handfesten Wortgefechten verführend. Künstler bewegen sich denn auch oft im Fokus aufmerksamer Argus-Augen. Künstler riskieren sogar nicht selten ihren Kopf, wenn sie Kunst anders verstehen als aktuell angesagt ist. Euripides und Ovid ging es schon so. Hier ein kurzer Überblick, wie in den vergangenen zweieinhalb Jahrtausenden Philosophen und Künstler das große Thema Kunst beschrieben haben. Er lässt dich ahnen, dass die Frage nach Kunst nicht Neben- sondern Chefsache war und ist.
Kein Wunder – sie geht an den Kern dessen, was der Mensch von sich selbst und der Welt hält – an´s Eingemachte – des eigenen Lebens. Mehr dazu lesen auf Mythos-web.de
Definition von Kunst bei Platon
- Wahre Schönheit ist nur in der absoluten (und ewig unveränderlichen) der Schönheit zu finden.
- Kunst ist nur eine Nachahmung der Nachahmung (sinnliche ) der ewigen Ideen des Wahren, Guten und Schönen.
- Kunst aber verherrlicht durch ihre Schönheit die bloß sinnliche Welt und lenkt damit von dem Streben nach der Schau der ewig seienden Ideen ab.
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Definition von Kunst bei Aristoteles
- Kunst ist Mimesis (Nachahmung) der Wirklichkeit.
- Sie stellt mimetisch typische wiederkehrende Muster der Wirklichkeit dar.
- Ihre wichtigste Aufgabe ist die Reinigung durch Katharsis von Affekten.
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Definition von Kunst im Mittelalter
- Licht gilt als der Inbegriff des Schönen.
- Denn Licht hat Ähnlichkeit mit dem Göttlichen, das alles Irdische zum Leben erweckt und an seiner Herrlichkeit teilhaben lässt.
- Die Kunstschaffenden sind Handwerker – im Dienste Gottes, sind daher keine individuell kreativen Künstler.
- Die Aufgabe der Kunst, das Göttliche im Sinnlichen darzustellen, lösen sie durch
- Allegorien und Symbole.
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Definition von Kunst in der Renaissance
- Kunst befreit sich von der Vorherrschaft der Religion.
- Sie versteht sich nun als angewandte Wissenschaft, die gesetzmäßige Zusammenhänge der Welt erforscht und darstellt.
- Kunst lernt von der Natur, doch geht Kunst über sie hinaus – indem sie die natürlichen Gesetzmäßigkeiten reflektiert darstellt.
- Der Kunstschaffende ist ein Genius – als Repräsentant der menschlichen Möglichkeiten.
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Definition von Kunst bei Immanuel Kant
- Ästhetische Lust beruht auf interesselosem Wohlgefallen.
- Leitend sind dabei weder die Regeln der Nützlichkeit noch die des körperlich Angenehmen.
- Der Künstler folgt beim Erschaffen von Kunst sehr wohl Regeln, aber diese Regeln sind keine vorgegebenen.
- Die Regeln, an die der Künstler sich beim Erschaffen seines Werkes hält, erzeugt er selbst.
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Definition von Kunst bei Friedrich Schiller
- Die Aufgabe der Kunst besteht darin, der Bestimmung des Menschen Vorbild und Anschauung zu geben.
- Die Bestimmung des Menschen ist, Gefühl und Vernunft zu harmonisieren.
- Dies vermag der Künstler, indem er die beiden in sich wirkenden Triebe: Stofftrieb und Formtrieb verbindet und so die Bestimmung des Menschen erfahren lässt.
- Die Erfahrung um die Bestimmung des Menschen setzt einen weiteren Trieb frei – den Spieltrieb. Folglich:
- Der Mensch ist nur da wahrhaft Mensch, wo er spielt.
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Definition von Kunst bei Arthur Schopenhauer
- Kunst muss die Wahrheit der Dinge wieder geben.
- Die Wahrheit der Dinge liegt hinter ihrer Erscheinung – ist Wille.
- Der Künstler ist Repräsentant der Menschheit und bringt ihr, was sie fühlt und treibt, zu Bewusstsein.
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Definition von Kunst bei Georg Wilhelm Friedrich Hegel
- Die Einheit der Natur und der Menschheit ist die des Geistes, der zu sich selbst kommt.
- Wirklichkeit kommt einem Ding umso mehr zu, je mehr es von diesem Geist (schon) durchdrungen ist.
- Kunst hat die Aufgabe, Geist in Erscheinung zu bringen.
- Kunst soll daher die Welt auf ihre Wahrheit hin idealisiert darstellen.
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Definition von Kunst bei Karl Rosenkranz
- Rosenkranz führt das Hässliche in die akademische Ästhetik ein.
- Nicht alles, was in seiner Wahrheit in die Erscheinung der Wirklichkeit kommt, ist immer schön.
- Deshalb gehöre auch das Hässliche zur Wahrheit – und müsse um der Wahrheit dargestellt werden.
- Das Schöne ist nur dann schön, wenn es auch wahr ist und wahr ist es, wenn man ihm die Gefahr der Vernichtung ansieht.
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Definition von Kunst bei Benedetto Croce
- Croce unterscheidet logische Erkenntnis von intuitiver Erkenntnis.
- Letztere entspringt der Phantasie und ermöglicht Kunst.
- Ob ein Stoff durch Intuitition geformt wurde oder nicht, zeigt sich im Ergebnis – dem Ausdruck dieser Intuition.
- Eine intuitive Erkenntnis, die sich nicht adäquat ausdrücken lässt, war auch in Gedanken schon keine intuitive Erkenntnis.
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Definition von Kunst bei Walter Benjamin
- Benjamin versucht zu zeigen, wie sich Kunstwerke im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit verändern.
- Die neue Kunst unterscheidet sich nach Benjamin dadurch, dass ihnen die Aura des Einmaligen, Besonderen fehlt.
- Der quasi göttliche Kultwert ist dem reproduzierbaren Kunstwerk verloren gegangen.
- Nun erst kann Kunst als Methode der analytischen Wirklichkeitserkenntnis eingesetzt werden.
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Definition von Kunst bei Martin Heidegger
- Heidegger beschreibt als Kunst in etwa das, was Walter Benjamin als Kultwert der Kunst analysiert.
- Kunst bestimmt er als das „Sich-ins-Werk-setzen der Wahrheit des Seienden.“
- Das Werk erschafft erst die Wirklichkeit (Welt), die es zeigt.
- So ermöglicht ein Werk dem Menschen, das Sich-Offenbaren des Seins unmittelbar, als gerade jetzt stattfindend, zu erfahren.
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Definition von Kunst bei Theodor W. Adorno
- Adorno vertritt eine radikal negative Ästhetik.
- Er besteht darauf, dass Kunst hässlich und unverständlich sein muss.
- Denn: Solange das Leben anders ist als es sein sollte, muss Kunst sich diesem Leben verweigern.
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Definition von Kunst bei Nelson Goodmann
- Goodmann geht davon aus, dass wir die Welt in der wir leben, selbst erschaffen durch die Art, wie wir sie wahrnehmen und beschreiben.
- Wie sich uns ein Gegenstand zeigt, hängt von den Umständen ab, unter denen wir mit ihm zu tun bekommen.
- Kunst ist ein Werkzeug solcher Welt-erzeugung durch Welt-beschreibung.
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Definition von Kunst bei Jean Francois Lyotard
- Lyotard weist der Kunst die Aufgabe zu, das Unbegreifliche des bloßen „Dass“ fühlbar zu machen.
- Diese Unbegreiflichkeit wird am deutlichsten, wenn Kunst mit der jederzeit realen Möglichkeit der Auslöschung schockiert.
- Es ist eben nicht selbstverständlich, dass es immer weiter geht.
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Definition von Kunst bei Arthur C. Danto
- Für Danto kann jeder beliebige Gegenstand zu einem Kunstwerk werden.
- Der Gegenstand muss allerdings als Kunstwerk gemeint und gezeigt werden.
- Es muss auf etwas hinweisen, dass es selbst nicht ist und damit interpretierbar und diskutierbar sein.
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Die Deutsche Verslehre von Erwin Arndt. Das ist der Klassiker, in dem du das Handwerk der Metrik wunderbar erklärt bekommst. Und wenn du schon ein fortgeschrittener Dichter bist, hast du mit der Deutschen Verslehre ein solides Büchlein zum Nachschlagen. Ich hab meinen Arndt immer in Reichweite stehen.
Quellen
- Text: Was ist Kunst? – Positionen der Ästhetik von Platon bis Danto, Michael Hauskeller
- Bild: © Foto von Deposito